Insektenstiche: Woher kommen sie und was können wir machen?
Dieser Beitrag wurde von Dr. Pleimes, Facharzt für Kinderheilkunde, Dermatologie und Allergologie, verfasst.
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Insektenstiche werden durch Stiche oder Bisse von verschiedenen Insektenarten unter anderem Mücken, Bienen und Wespen, Flöhen, Läusen und Wanzen ausgelöst. Auch Grasmilben oder Zecken (die zu den Spinnentieren gehören) können Hautreaktionen bei Deinem Kind auslösen. Unser Körper reagiert dabei auf das Gift, den Speichel, andere Kontaktstoffe oder Körperteile der Tiere.
Meist kommt es dabei zu einer lokalen Rötung und einem leichten Anschwellen der Haut an der Kontaktstelle. Diese kann je nach Kontaktstoffen und individueller Reaktion des Körpers unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Am häufigsten sind bei uns lokale Reaktionen Mückenstiche. Sticht die Mücke dein Kind entsteht eine lokale Reaktion auf den Speichel der Mücken, die einige Stunden bis wenige Tage anhält. Meist bestehen kleine Rötungen wenige Millimeter um die Einstichstelle und manchmal zentral eine kleine Quaddel. Auch wenn mache Kinder mit sehr starken Reaktionen an der Stichstelle reagieren, sind Mückenstiche auch bei sehr kleinen Kindern und Babys in aller Regel harmlos. Auch durch Mücken übertragene Erkrankungen sind in Deutschland kaum ein Problem; dies kann aber bei Reisen ins Ausland anders sein. Bei Fernreisen solltet ihr euch daher vorab informieren (z.B. über das Tropeninstitut, Robert-Koch-Institut und Auswertiges Amt).
Bei Stichen durch Bienen oder Wespen, welche ebenfalls relativ häufig vorkommen, entsteht die Reaktion auf ein mit dem Stich injiziertes Gift. Die Lokalreaktion ist dabei meist stärker ausgeprägt und der Stich und der Verlauf deutlich schmerzhafter als bei Mückenstichen. Es tritt eine meist mehrere Zentimeter messende Rötung und Schwellung auf, die aber in der Regel kleiner als 10 cm Durchmesser bleibt und sich meist schon nach 24 Stunden wieder anfängt zurückzubilden. Solche Reaktionen bei deinem Kind sind jedoch auch harmlos. Gefährlich kann die lokale Stichreaktion nur bei Stichen im inneren des Mundraumes oder bei Vorliegen einer echten Allergie sein. Juckreiz und dadurch bedingtes Kratzen können aber die lokale Irritation verstärken, und den Verlauf verlängern.
Recht häufig sind übersteigerte Lokalreaktionen auf Insektenstiche zu beobachten, die in bis zu 25 % der Bevölkerung auftreten. Hier kommt es an der Stichstelle zu einer Reaktion, die eine Rötung über 10 cm Durchmesser erreicht und lokal eine starke Schwellung, Wärme und Schmerzen auslöst und oft mehrere Tage bleibt, bevor sie sich zurückbildet. Diese Reaktion können mit einer Hautinfektion verwechselt werden. Auch bei Mückenstichen bei Kindern sehen wir immer wieder recht starke mehrere Zentimeter messende Schwellungen und Rötungen. In diesem Fall dann oft mit ausgeprägterem Juckreiz.
Was kann bei Mückenstichen und Co getan werden:
Lokale Kühlung mit kühlschrankkalten Cool-pads oder Gelen oder auch die Auflage von feuchten Umschlägen (für einige Minuten mit Kochsalz (z.B. ca. 1g Kochsalz auf 100ml Wasser) oder kaltem Schwarztee kann die lokalen Reaktionen bei deinem Baby oder Kind lindern. Bei starken Reaktionen und bei aufgekratzten Stellen kann auch ein Umschlag mit einem Antiseptikum wie Octenidin oder Polyhexanid unterstützen.
Bei einzelnen Mückenstichen und schon etwas älteren Kindern besteht die Möglichkeit, durch ein kurzes Erwärmen der Haut mit speziellen Wärmestiften für Insektenstiche, die Reaktion abzumildern.
Dein Arzt kann weiter zusätzlich ein auf der Haut wirksames Kortisonpräparat, welches für einige Tage unterstützend eingesetzt werden kann, sowie bei starkem Juckreiz ein orales Antihistaminikum verschreiben. Im Falle von Schmerzen z.B. nach einem Wespenstich kann auch die Gabe eines Schmerzsaftes wie z.B. Ibuprofen Saft erfolgen.
Hat eine Biene gestochen und steckt der Stachel noch in der Haut, kann dieser mit einer ruhigen Bewegung entfernt werden.
Was ist, wenn mein Kind allergisch ist:
Das Gift von Bienen oder Wespen und auch von anderen Insekten wie Hornissen oder Hummeln enthält bestimmte Anteile, auf die unser Körper mit einer möglichen echten Allergie reagieren kann. Bei Mücken kommt dies nur äußerst selten vor. Nach einem ersten Kontakt mit dem Gift und einer Speicherung der Informationen in unserem Immunsystem (Sensibilisierung) können dann verstärkte Reaktionen einer echten Allergie auftreten:
- Hautreaktionen an anderen Stellen (Quaddeln am Körper)
- Atemwegsenge
- Kreislaufreaktionen, ggf. mit Erbrechen
- Bis hin zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock können auftreten.
Ca. 3 % der Bevölkerung entwickeln eine derartige Reaktion.
Werden bei einer Person, die von einem Insekt gestochen wird, über eine Lokalreaktion hinaus weitere Auffälligkeiten wie generalisierte Quaddeln, Probleme mit der Atmung, Erbrechen beobachtet, sollte in der akuten Situation ein Notarzt gerufen werden.
Liegt das Ereignis schon zurück, muss dennoch unbedingt ein Arzt informiert werden, damit eine weitere Untersuchung hinsichtlich einer möglichen Allergie erfolgt, sowie die eventuelle Verordnung von sinnvollen Medikamenten, die als Notfallset im Falle einer erneuten Stichreaktion mitgeführt werden. Je nach Reaktion kann für bestimmte Situationen auch eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) durchgeführt werden, um ggf. kommende Reaktionen abzuschwächen.
Auch bei Stichen im Mund-Rachen-Raum ist bei Symptomen großzügig der Rettungsdienst zu alarmieren.
Kopflaus, Kleiderlaus, Filzlaus und Bettwanzen sowie Flöhe können ebenfalls Verursacher von Stichen sein
Flöhe werden meist von Tieren auf den Menschen übertragen und zeigen wiederholt ein typisches Stichmuster mit mehreren oft 3 zusammenliegenden Stichen. Diese finden sich nicht selten an den Beinen. Flohbisse (in Wirklichkeit Stiche) kommen aber auch an anderen Stellen am Körper und auch an von Kleidung bedeckten Bereichen vor.
Bettwanzenstiche finden sich dagegen meist an nicht bedeckten Hautbereichen. Sie können in einer Linie angeordnet erscheinen und es können unterschiedliche Stichreaktionen wie Quaddeln, Papeln, aber auch kleine Bläschen oder Blutbläschen entstehen. Die lokale Rötung ist oft ausgeprägter als bei Flohstichen, der Juckreiz tritt aber oft etwas später auf als bei Flöhen.
Wichtig ist bei all diesen Parasiten das Erkennen eines Befalls:
- Bei Flöhen ist meist das Haustier der Überbringer der Insekten.
- Bettwanzen werden meist nach Reisen mitgebracht oder durch gebrauchte Möbel eingeschleppt. Ein Bettwanzenbefall ist oft nur sehr aufwändig zu beheben, hier sollten frühzeitig professionelle Hilfen eingeholt werden.
Grasmilben leben im Freien und finden sich vor allem auf trocken Wiesen und Grasflächen in der Zeit von ca. März bis Oktober. Bei Kontakt mit den befallenen Wiesen / Grasflächen kann es zu Bissen (der Larven) kommen, die sich vor allem an dünnen, empfindlichen Hautbereichen finden. Die entstehenden Rötungen und Bissstellen können über viele Tage bis hin zu Wochen zu intensivem Juckreiz führen. Die Milben selber verbleiben aber nach dem Biss im Freien und es besteht kein Risiko sich mit Grasmilben zu infizieren.
Frische Bissstellen werden desinfiziert und im Weiteren wie bei Mückenstichen behandelt.
Zeckenbisse bei Babys und Kleinkindern
Auch Zecken können manchmal in der Haut deines Kindes gefunden werden. Sie sollten möglichst direkt entfernt werden. Die Zecke wird hierzu mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentferner vorsichtig direkt an der Hautoberfläche (an ihrem Kopf) gegriffen und langsam aus der Haut gezogen. Nach der Entfernung sollte die Bissstelle desinfiziert werden. In der Regel heilt die Stelle dann problemlos ab. Der Bereich um die Bissstelle sollte aber die nächsten Wochen hin und wieder von dir angeschaut werden. Bildet sich ein feiner roter und langsam größer werdender Ring um die Bissstelle, kann dies ein Zeichen für eine Übertragung von Borrelien, ein sog. Erythema migrans sein. Du solltest dann mit deinem Kind euren Arzt aufsuchen, damit dieser bei Bestätigung des Verdachtes ein Antibiotikum verschreiben kann.
Manchmal sind es gar keine Bisse oder Stiche:
In südlicheren Gebieten, aber auch in Deutschland, findet sich in der Umgebung mancher Eichenbäume eine Raupenart, die Eichenprozessionsspinner. Aus den Raupen schlüpfen ab ca. Juli die Falter. In ihrer Entwicklungsphase tragen die Raupen vor allem in den Monaten Mai und Juni feine Brennhärchen, die bei Berührung leicht brechen und irritierende Substanzen freisetzten. Diese verursachen auf den Kontaktstellen stichartige Hautreaktionen.
Raupenhaare können sich aber auch im Laub und der direkten Umgebung der Eichen noch deutlich über den Zeitraum des Raupenstadiums hinaus ansammeln. Beim Spielen in einem solchen Areal, vor allem im Laub und umgebenden Büschen, kann es meist an den freiliegenden Hautpartien zu den flächigen stichartigen Reaktionen kommen, der sogenannten Raupenhaardermatitis. Die Rötungen jucken stark und können viele Tage bestehen bleiben. Hier kann es sinnvoll sein, dass euch euer Kinderarzt eine leichte Kortisoncreme gegen die Entzündung und ein Antiallergikum zur Juckreizlinderung verschreibt.
Vorbeugen ist besser als Nachsorgen:
- Insektenschutzpräparate sogenannte Repellentien können einen zusätzlichen Schutz geben. Auch wenn es auf dem Markt schon für ein Alter ab 2 Monaten als verträglich ausgewiesene Präparate gibt, sollten Repellentien gerade bei den ganz jungen Kindern und Säuglingen eher zurückhaltend angewendet werden.
- Im Freien sollten besser, je nach Situation, Moskitonetze Einsatz finden.
- Fliegengitter im Fenster verhindern ein Eindringen von Mücken in den Schlafbereich deines Babys.
- Nicht barfuß über Wiesen laufen: Auf Gras- und Wiesenflächen können sowohl Grasmilben auftreten. Aber auch Zecken, Bienen und viele Wespenarten können sich am Boden oder nahe dem Boden aufhalten.
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