Wahr oder falsch? Schwangerschaftsmythen im Check
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Hebamme Vivian entstanden.
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Rund um das Thema Schwangerschaft kursieren viele Mythen, anhand derer man zum Beispiel das Geschlecht des Babys vorhersagen können soll. Aber stimmen diese Mythen oder sind sie doch nur für lustige Babyparty-Spiele geeignet? Was an diesen Schwangerschaftsmythen wirklich dran ist, klären wir in diesem Beitrag auf.
Schwangerschaftsmythos 1: Deine Bauchform verrät das Geschlecht des Babys.
Vor der Erfindung des Ultraschalls musste man sich anders behelfen, um das Geschlecht des Kindes vorherzusagen. Bereits in der Antike wurde daher die Bauchform als Indikator für das Geschlecht angesehen. Nach diesem Schwangerschaftsmythos soll ein breiter, rundlicher Bauch auf ein Mädchen hindeuten, während bei einem spitzen Bauch ein Junge vermutet wird. Dieser Mythos ist allerdings nicht medizinisch bewiesen.
Vielmehr hängt die Bauchform von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Eine Rolle spielt dabei zum Beispiel das Gewicht und der Bauchumfang der Frau vor der Schwangerschaft. Die Statur der Frau hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie sich der Babybauch entwickelt. Bei zierlichen Frauen zeigt sich der Babybauch zum Beispiel häufig ein bisschen früher. Außerdem bestimmen auch die Beckengröße und die Beckenform, wie sich der Babybauch entwickelt. Bei einem schmalen Becken hat die Gebärmutter nicht so viel Platz im Becken und dehnt sich daher stärke nach vorne und oben aus. Der Bauch kann dadurch spitzer wirken. Hat die Schwangere ein breiteres Becken, so kann sich die Gebärmutter zunächst seitlich ausdehnen.
Auch die Größe des Kindes hat einen Einfluss auf die Form des Bauches. Das Wachstum des Babys hängt wiederum mit genetischen Faktoren und der Nährstoffversorgung des Kindes zusammen. Daneben spielt auch die Fruchtwassermenge eine Rolle für die Größe und Form des Bauches. Je weniger Fruchtwasser vorhanden ist, desto kleiner ist der Babybauch. Zuletzt sind noch drei weitere Einflussfaktoren zu nennen, die Form und Größe des Bauchs entscheidend mitbestimmen. Dazu gehört die Beschaffenheit der Bauchdecke und des Bindegewebes bei der Frau. Festes Muskel- und Bindegewebe bedeutet häufig, dass der Bauch kleiner ist. Auch bei der ersten Schwangerschaft ist der Bauch meist kleiner als bei weiteren Schwangerschaften. Zuletzt ist der Bauch oft runder und größer, wenn es sich um eine Mehrling-Schwangerschaft handelt.
Fakt ist also: Anhand der Bauchform und der Größe lassen sich also einige Dinge für geschulte Fachkräfte erkennen. Über das Geschlecht des Babys lässt sich allerdings keine Aussage treffen.
Schwangerschaftsmythos 2: Schwangere müssen für zwei Essen.
„Du musst ja jetzt auch für zwei essen!“ – diesen Satz hat bestimmt jede Schwangere schon mal gehört. Aber was ist wirklich dran an diesem Schwangerschaftsmythos? Tatsächlich haben Schwangere einen erhöhten Tagesbedarf an Kalorien, welcher allerdings nicht der doppelten Menge des normalen Tagessatzes entspricht. Wie viel der Kalorienbedarf ansteigt, kann von Frau zu Frau etwas variieren und verändert sich auch im Laufe der Schwangerschaft. So hat man gegen Ende der Schwangerschaft meist mehr Bedarf an Kalorien. Der durchschnittliche Kalorienbedarf während der Schwangerschaft erhöht sich ungefähr um 200 bis 250 Kalorien. Das entspricht etwa einem Apfel und einer Scheibe Vollkornbrot mit einem Ei.
Auch dieser Schwangerschaftsmythos stimmt also nicht. Wichtiger als die Menge ist, was Du während der Schwangerschaft zu Dir nimmst. Du solltest Dich ausgewogen und nährstoffreich ernähren, um Dein Baby optimal bei seiner Entwicklung zu unterstützen. Falls Du wissen möchtest, welche Lebensmittel sich in der Schwangerschaft besonders für eine ausgewogene Ernährung eignen und von was Du lieber die Finger lassen solltest, kannst Du Dir gerne diesen Beitrag zu Ernährung in der Schwangerschaft durchlesen.
Schwangerschaftsmythos 3: Ein Mädchen raubt der Mutter die Schönheit, ein Junge lässt sie erstrahlen.
Bei einem weiteren Schwangerschaftsmythos geht es um den sogenannten Baby Glow, den einige werdende Mütter während der Schwangerschaft versprühen. Andere haben wiederum mit Hautunreinheiten oder sogar Schwangerschaftsakne zu kämpfen. Glaubt man dem Mythos, so sagt ein unreines Hautbild die Geburt eines Mädchens vorher und der Baby Glow deutet auf einen Jungen hin.
Tatsächlich haben die Veränderungen des Hautbildes allerdings nur sehr wenig mit dem Geschlecht des Kindes zu tun, sondern sind hauptsächlich auf die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft zurückzuführen. Während der Schwangerschaft produziert die Plazenta zum Beispiel vermehrt Östrogen. Dieses Hormon unterstützt das Herz-Kreislaufsystem und fördert die Durchblutung. Durch diese erhöhte Blutzirkulation und zusätzliche Wassereinlagerungen wird die Haut reiner, straffer und es entsteht ein rosiger Glanz – der berühmte Baby Glow. Die Wahrscheinlichkeit des Baby Glows ist übrigens im zweiten Trimester am höchsten. Neben der erhöhten Östrogenproduktion steigt allerdings auch der Progesteronspiegel an und es werden vermehrt Androgenge ausgeschüttet. Die Folge davon können Hautunreinheiten wie Pickel oder Mitesser sein.
Außerdem produzieren die Hoden von Jungen ungefähr ab der 16. Schwangerschaftswoche Testosteron, was auch einen negativen Einfluss auf das Hautbild der werdenden Mutter haben kann. Ein kleiner Zusammenhang zwischen der Haut der Mutter und dem Geschlecht des Kindes besteht also sogar. Allerdings ist dieser Einfluss eher gering und der Zusammenhang wiederspricht zusätzlich noch dem Mythos.
Jede Schwangere reagiert anders auf Hormone und auch der Hormonhaushalt selbst kann von Frau zu Frau variieren. Ob in der Schwangerschaft der Baby Glow, Hautunreinheiten oder vielleicht sogar beides nacheinander anstehen, weiß keiner. Aus diesem Grund können auch keine Aussagen über das Geschlecht des Babys anhand des Hautbildes der werdenden Mutter getroffen werden.
Schwangerschaftsmythos 4: Schwangerschaftsübelkeit deutet auf ein Mädchen hin.
Und weiter geht es mit unseren Schwangerschaftsmythen über das Babygeschlecht: Leidet eine Schwangere an häufiger Schwangerschaftsübelkeit, soll das ein Anzeichen dafür sein, dass sie ein Mädchen bekommt. Tatsächlich haben 50% bis 90% mit Schwangerschaftsübelkeit zu kämpfen und das vor allem ab der 6. SSW. Diese Übelkeit hält meistens zum Glück nicht die ganze Schwangerschaft an, sondern vergeht oft mit der 12. SSW. Aber sagt diese Übelkeit nun das Geschlecht des Kindes vorher?
Zwar hat man bei einer Schwangerschaft mit einem Mädchen einen erhöhten HCG-Spiegel (Schwangerschaftshormon Humanes Choriongonadotropin), was Schwangerschaftsübelkeit verstärken kann. Allerdings ist dieser Zusammenhang kein Muss, d.h. es kann zu verstärkter Übelkeit durch einen hohen HCG-Spiegel kommen, das ist aber nicht zwingend immer so. Auch hier lässt sich demnach erkennen: jede Frau reagiert anders auf Hormone. Somit lässt sich sagen, dass auch an diesem Mythos nichts dran ist. Manche Frauen leiden unter einer starken Übelkeit, manche unter gar keiner – egal, ob sie mit einem Jungen oder einem Mädchen schwanger sind. Außerdem hängt die Übelkeit auch immer von dem Lebensstil, der Ernährung und dem Stress der werdenden Mama ab.
Schwangerschaftsmythos 5: Deine Gelüste geben Hinweise auf das Geschlecht.
Angeblich sollen auch die Schwangerschaftsgelüste einen Hinweis sein, ob Schwangere einen Jungen oder ein Mädchen bekommen. Nach diesem Mythos sollten Schwangere, die vermehrt süße Gelüste haben, mit einem Mädchen schwanger sein, während salzige Gelüste eher auf einen Junge hindeuten. Ob es einer Schwangeren nach sauren Gurken oder Schokolade gelüstet, sagt demnach das Geschlecht vorher? Eindeutig falsch! Die Vorlieben für bestimmtes Essen während der Schwangerschaft haben nichts mit dem Geschlecht des Kindes zu tun, sondern hängen vielmehr mit den Hormonen zusammen. Hormone beeinflussen nämlich den Geschmacks- und Geruchssinn und damit auch das Essverhalten von werdenden Müttern. Gelüste können allerdings sogar sinnvoll sein. Während der Schwangerschaft braucht der Körper besonders viele Vitamine und Nährstoffe. Gelüste können dazu führen, dass besonders Nahrungsmittel gegessen werden, die Nährstoffe und Vitamine enthalten, die der Körper gerade braucht. So ist der Heißhunger auf Schokolade zum Beispiel oft auf einen Magnesiummangel zurückzuführen, dunkle Schokolade enthält nämlich viel Magnesium.
Schwangerschaftsmythos 6: Schwangere sind total vergesslich.
Gibt es Schwangerschaftsdemenz tatsächlich oder handelt es sich dabei lediglich um eine Ausrede für Schwangere? Tatsächlich ist dieser Schwangerschaftsmythos wahr: Schwangere werden häufig vergesslicher! Auch Schwangerschaftsdemenz ist hauptsächlich bedingt durch den veränderten Hormonspiegel. Rund 80% der Schwangeren bemerken ein verschlechtertes Erinnerungsvermögen und eine geringere Konzentrationsfähigkeit. Die erhöhte Vergesslichkeit bemerken die meisten werdenden Mamas gegen Ende der Schwangerschaft oder sogar danach. Eine wichtige Rolle für die erhöhte Vergesslichkeit spielt zum Beispiel das Stresshormon Kortisol. Genauso wie auch Schlafmangel einen Einfluss darauf haben kann. Ist das Baby auf der Welt, wird die Vergesslichkeit der Mamas übrigens als Stilldemenz bezeichnet. Wichtig sind dann vor allem die Hormone Oxytocin und Prolaktin, die nach der Geburt produziert werden und die Bindung zwischen Mutter und Kind fördern. Mütter fokussieren sich sehr stark auf ihr Kind und die Bindung zu ihrem Kind, wodurch andere Dinge in den Hintergrund rücken und vergessen werden.
Allerdings ist der Begriff Demenz in diesem Zusammenhang irreführend, da es im Gehirn von Schwangeren nicht zu Veränderungen oder Schäden kommt. Sowohl Schwangerschaftsdemenz als auch Stilldemenz gehen vorüber, sobald sich der Hormonhaushalt wieder einpendelt.
Schwangerschaftsmythos 7: Jedes Kind kostet einen Zahn
Der Schwangerschaftsmythos, dass eine Frau bei jeder Schwangerschaft einen Zahn verliert, ist zumindest nicht ganz verkehrt. Natürlich stimmt es nicht, dass Frauen während jeder Schwangerschaft einen Zahn verlieren. Allerdings sollten werdende Mamas besonders auf ihre Zahn- und Mundhygiene achten. Die Veränderungen des Hormonhaushalts führen nämlich dazu, dass sich der pH-Wert des Speichels leicht verändert. Dadurch können Schwangere anfälliger werden für Karies. Außerdem wird durch den erhöhten Östrogenspiegel die Durchblutung erhöht, was dazu führen kann, dass es häufiger zu Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischbluten kommt. Hinzu kommt der erhöhte Bedarf an Kalzium und Fluorid während der Schwangerschaft, wodurch diese den Zähnen entzogen werden können. Werdende Mütter sollten während diesen neun Monaten demnach besonders auf die richtige Zahnhygiene achten, damit der Schwangerschaftsmythos „jedes Kind kostet einen Zahn“ nicht wahr wird. Zusätzlich ist die Zahnhygiene auch wichtig, da durch das Zahnfleisch leicht Bakterien in den Körper gelangen, die zu Infektionen führen können.
Schwangerschaftsmythos 8: Sport schadet dem Baby.
Der letzte Schwangerschaftsmythos, der thematisiert werden soll, betrifft Sport in der Schwangerschaft. Oft setzen bei dem Thema Sport in der Schwangerschaft bedenken ein oder es werden von anderen Zweifel geschürt durch Sätze wie: „Sport schadet dem Baby“. Allerdings lässt sich nicht pauschal sagen, dass Sport während der Schwangerschaft dem Baby schadet. Dieser Mythos ist so schlichtweg falsch. Wichtig ist, dass keine gefährlichen Sportarten oder Extremsportarten betrieben werden. Schwangere sollten auf ihren Körper hören und so aktiv sein, wie es ihnen gut tut, dann kann Sport sogar Vorteile bieten. Was Du rund um das Thema Sport in der Schwangerschaft beachten solltest, erfährst Du in diesem Beitrag.
Du weißt das Geschlecht Deines Kindes noch nicht und hast aus diesem Grund Lust auf ein kleines Spiel rund um die Schwangerschaftsmythen? (Wenn auch nicht unbedingt Mythen, die wahr sind.) Dann haben wir hier eine kleine Vorlage für Dich vorbereitet, die Du nach Lust und Laune ausfüllen kannst. Wer weiß, vielleicht bewahrheitet sich der ein oder andere Mythos bei Dir aus Zufall ja doch! Falls ja, lass es uns in den Kommentaren wissen.
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