Mutter zieht Baby an

Babyhaut, Waschmittel und Textilien

Babyhaut, Waschmittel und Textilien

Dr. Pleimes schaut lächelnd in die Kamera

Dieser Beitrag wurde von Dr. Pleimes, Facharzt für Kinderheilkunde, Dermatologie und Allergologie, verfasst.
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Auf die Frage nach der optimalen Bekleidung und den besten Methoden diese zu reinigen, gibt es keine allgemeingültige Richtlinie, welche Produkte in grundsätzlich gut oder schlecht einteilt. Zu vielfältig sind eingesetzte Techniken, Material- und Inhaltsstoffkombinationen. Inhaltsstoffe in Kosmetika, als auch in Reinigungsmitteln oder Weichspülern unterliegen dabei einem steten Wandel. Auch Verarbeitungstechniken und verwendete Materialien bei Textilbekleidung ändern sich.

Reizungen der Haut und Kontaktallergien

Sprechen wir über Reaktionen auf Inhaltsstoffe in Reinigungsmitteln oder Kosmetika sind dies meist entweder irritative Reaktionen, durch eine Reizung des Stoffes selber, oder sogenannte Kontaktallergien. Bei einer Kontaktallergie findet eine Reaktion des Körpers, genauer gesagt des Immunsystems statt. Unser Körper erkennt einen Stoff als fremd und speichert dies als Information ab. Bei einem nächsten Kontakt wird dann direkt eine Reaktion ausgelöst. Im Gegensatz zu Nahrungsmittelallergien oder einer Pollenallergien (sog. Sofort-Typ-Allergien) findet hier die sichtbare Reaktion aber verzögert statt. Bis zur Ausbildung einer Hautrötung und Schuppung oder Irritation dauert es meist ca. einen Tag. Das erschwert oft das Erkennen einer Kontaktallergie. Typisch ist auch, dass eine Kontaktallergie meist auf Substanzen entsteht, mit denen schon häufige Kontakte (über Monate oder Jahre ohne Symptome) stattgefunden haben.

Bei einer Kontaktallergie sind meist ausschließlich, dafür die gesamten, Kontaktstellen mit dem betreffenden Stoff im Verlauf schuppend und gerötet (manchmal auch mit kleinen Bläschen irritiert) Andere Körperareale sind in der Regel nicht betroffen. Kontaktallergien auf Kosmetika-Inhaltsstoffe sind deutlich häufiger als Kontaktallergien auf Kleidungswaschmittel oder Weichspüler. Dabei können unterschiedliche Substanzen Allergien auslösen, wie zum Beispiel Konservierungsmittel, Emulgatoren, Wollwachse, Farbstoffe, Tenside, Bleichmittel, Enzyme oder Duftstoffe u.w..

Waschmittel und Weichspüler

Mit welchem Waschmittel sollte Wäsche und Babykleidung gewaschen werden, um die Babyhaut nicht zu schädigen?

Die Babyhaut ist deutlich empfindlicher als eine Erwachsenenhaut. Es macht somit Sinn, unnötige Inhaltsstoffe wie z.B. Duftstoffe möglichst zu meiden und Produkte mit wenig potentiell allergenen Zusammensetzungen zu wählen. Bei der Auswahl der richtigen Produkte können Zertifizierungen unterstützend hilfreich sein, wie die der ECARF (Europäische Stiftung für Allergieforschung) oder des DAAB (Deutschen Allergie und Asthmabundes e.V.). Flüssigwaschmittel hinterlassen vermutlich seltener Reste auf der Bekleidung als Pulverwaschmittel. Insgesamt sind aber dennoch, u.a. da Waschmittel durch moderne Waschmaschinen weitestgehend ausgewaschen werden, Kontaktallergien im Kindesalter sehr selten.

Babykleidung hängt an Wäscheleine

Sollte ich einen Weichspüler bei meinem Baby verwenden oder lieber nicht?

Die Verwendung eines Weichspülers führt dazu, dass sich beim letzten Waschgang Inhaltsstoffe, wie bestimmte Tenside, an die Textilienfasern anlagern und diese damit weicher für das Tragen auf der Haut machen.

Auch die Anwendung eines Wäschetrockners führt aber zu einer weicheren Oberfläche der Bekleidung.

Gerade bei empfindlichen Hauttypen, wie zum Beispiel bei Kindern mit einer beginnenden Neurodermitis oder Ekzemneigung oder einer sehr trockenen Haut ist es vorteilhaft, Reibung auf der Haut zu vermeiden. Der Vorteil der Anwendung von Weichspülern* und damit weniger Reibung an der empfindlichen Haut überwiegt hier.

*Nicht jede Textilie ist für die Anwendung von Weichspülern geeignet. Bitte Herstellerangaben beachten.

Für Babys geeignete Textilien

Auf welche Textilien sollte bei Babys zurückgegriffen werden und warum?

Sehr gut für die Babybekleidung bieten sich dünne, weiche, glatte Stoffe z.B. aus Baumwolle an.  Baumwolle ist dazu strapazierfähig und kann gut bei Verunreinigung mit höheren Temperaturen gereinigt werden. Aus ökologisch-nachhaltiger Sicht bietet sich die Verwendung von Bio-Baumwolle an. Lyocell oder Viskose bieten als aus Zellulose hergestellte Stoffe ebenfalls glatte und gut verträgliche Oberflächen. Wolle hingegen führt gerade bei empfindlichen Hauttypen zu vermehrten Irritationen und sollte insbesondere bei Kindern, die zu einer Neurodermitis neigen als Kontaktlage auf der Haut gemieden werden. Auch Zusätze wie Elasthan können den Anwendungskomfort verbessern, sind aber bei der Reinigung weniger temperaturverträglich.

Je nach Außentemperatur empfiehlt es sich anstatt einer einzelnen sehr warmen Textilie besser mehrere dünnere Schichten übereinander anzuziehen.

  • Bei warmen Wetter ggf. nur einen eine leichte Unter- und Oberbekleidung
  • Bei kaltem Wetter mehrere Lagen. Dies hat auch den Vorteil, dass Du, wenn Du bei kühlen Außentemperaturen wieder in den Innenraum kommst, einzelne Bekleidungslagen einfach entfernen kannst, sodass es nicht zu einer Überhitzung Deines Babys kommt.

Babys regulieren ihre Temperatur zu einem großen Anteil über den Kopf. Bei kaltem Wetter sollte dieser mit einer Mütze bedeckt sein, die eng genug ist, dass sie nicht über das Gesicht rutschen kann. In Innenräumen bei warmen Temperaturen sollte die Mütze aber unbedingt ausgezogen werden. Es kann sonst zur Überhitzung kommen.

Welche Kleidung verwende ich für mein Baby beim Schlafen?

Für das Schlafen kann neben dem Baumwollbody ein Babyschlafsack verwendet werden. Dieser sollte die richtige Größe für Dein Kind haben, damit ein Hineinrutschen und Bedecken des Gesichtes nicht erfolgen kann. Ein eher enger anliegendes Halsteil und ein Armausschnitt, ohne Kapuze, scheinen vorteilhaft. Es sollten keine anderen Bekleidungsteile wie Mütze oder Lätzchen am Kind verbleiben, die das Gesicht versehentlich zudecken können. Durch Tragen einer Mütze besteht auch zusätzlich das Risiko einer Überhitzung Deines Kindes.

Das Pucken, also das die Arme einschließende enge Wickeln, Deines Kindes wird kontrovers diskutiert. Es soll zwar die Kinder beim (Ein-)Schlafen beruhigen, kann aber bei falscher Technik dazu führen, dass an bestimmten Körperstellen zu viel Druck entsteht. Bei Babys mit einer angelegten Neigung zu Hüftproblemen kann auch die Entwicklung der Hüfte durch das Pucken ungünstig beeinflusst werden.

Welche Kleidung ist die richtige für einen guten Sonnenschutz?

Merke: Bei Kindern, v.a. in den ersten 2 Lebensjahren, ist der hauteigene Sonnenlicht (UV-Strahlen)-Schutzmechanismus noch nicht voll ausgebildet. Sehr junge Kinder müssen daher besonders gut gegen Sonne geschützt werden. Den besten Schutz bieten: Vermeidung der Sonne, dann Kleidung mit UV-Schutz und ganz zuletzt Sonnencremes.

Ist ein Vermeiden der Sonne nicht möglich, sollte in den ersten 2 Lebensjahren daher für einen Sonnenschutz auf Sonnenschutzbekleidung zurückgegriffen werden und die Anwendung von Sonnenschutzcremes auf ein Minimum, die freiliegenden und sonnenausgesetzten Stellen, eingeschränkt werden.

Grundsätzlich schützt zwar jede Bekleidung vor UV-Strahlen, jedoch lassen je nach Farbe und Dicke des Stoffes Textilien teilweise große Mengen an UV-Strahlen auf die Haut passieren. Bei der Bekleidung sollten daher Textilien mit einem eingearbeiteten UV-Schutz verwendet werden.

Es existieren unterschiedliche Standards, Zertifizierungen bzw. Prüfungsanforderungen an Textilien so z.B.

  • Australisch-neuseeländischer Standard (AS/NZW 4399)
  • Europäische Norm (DIN EN13758-1)
  • Amerikanische Norm (AATCC TM183)

Bei diesen werden Textilien im Neuzustand untersucht.

Textilien / Babybekleidung mit dem UV-Standard 801 unterliegen einem sehr strengen Testverfahren und die Kleidung wird hier auch in gedehntem und gewaschenem Zustand also unter Gebrauchsbedingungen untersucht.

Angegeben wird bei Bekleidung dabei der UPF (Ultraviolet Protection Factor), der angibt, um wie viel länger man sich im Vergleich zum ungeschützten Zustand in der Sonne aufhalten kann, bevor ein Sonnenschaden an der Haut entsteht. Diese Eigenschutzzeit der Haut beträgt bei Kindern je nach Hauttyp und Sonnenintensität nur wenige Minuten. Wäre der Eigenschutz z.B. 3 min., würde eine Bekleidung mit UPF 80 die geschützte Zeit auf 80 x 3 min. = 240 min. erhöhen.

Ein Sonnenschutzhut mit ausreichender Krempe mit Beschattung des Gesichtes und des Nackens ergänzt die Bekleidung.

Was sollte bei der Auswahl der Windeln beachtet werden?

Welches die beste Windel darstellt ist schwierig zu beantworten. Aus nachhaltiger und ökologischer Sicht sind vermutlich wiederverwendbare, waschbare Windeln / Stoffwindeln vorteilhaft, da trotz eines höheren Verbrauches an Wasser für die regelmäßige Reinigung dennoch die Gesamtbilanz für die Umwelt positiv ausfällt.

Für die Haut selber leiten Stoffwindeln aber Feuchtigkeit schlechter von der Hautoberfläche ab und eine Kombination aus Urin, Stuhlenzymen und Stuhlkeimen kann in diesem Milieu schneller Hautirritationen verursachen. Es kann dabei zu einer irritativ-toxischen Windeldermatitis / einem Windelausschlag kommen. Auch Hefe-Keime vermehren sich in warm-feuchter Umgebung besser. Besteht eine entzündete Haut im Windelbereich oder eine Neigung hierzu sind Einmalwindeln mit superabsorbierenden Eigenschaften vorteilhaft. Sie erzeugen eine für den Heilungsprozess positivere Umgebungssituation.

Bei gesunder unauffälliger Windelhaut ist dies weniger von Bedeutung.

Auch im Einmalwindelbereich gibt es mittlerweile Hersteller, die biologisch abbaubare Superabsorber und Windelbestandteile verwenden.

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