Der Babyblues – Traurigkeit nach der Geburt
Die Welt steht Kopf: das Baby ist endlich da! Und ganz gleich wie schön und aufregend die ersten Tage nach der Geburt sein mögen, sind sie sehr häufig von einem weiteren Gefühl begleitet: Traurigkeit. Selbst, wenn Du nicht genau weißt, woher diese Gefühle kommen, ist es wichtig, dass Du Dir über Folgendes bewusst bist: Deine Gefühle sind in Ordnung und Du bist damit keineswegs alleine! Wir erklären dir, dass es sich dabei um einen Babyblues handeln kann und wie Du damit umgehen kannst.
Was ist ein Babyblues?
Der Babyblues wird medizinisch als Postpartum-Blues bezeichnet und ist ein Stimmungstief, nach der Geburt eines Kindes auftreten kann. Ungefähr drei von vier Frauen entwickeln nach der Geburt eine Art von Babyblues. Damit ist der Babyblues die häufigste Art einer depressiven Verstimmung – gleichzeitig aber auch die leichteste Form. Interessant ist dabei, dass oft nur von dem Babyblues bei frischen gewordene Müttern gesprochen wird, jedoch können auch Väter eine Art Babyblues nach der Geburt entwickeln. Dies ist gar nicht so selten der Fall. Schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der Männer erleben ähnliche psychische Symptome wie Frauen nach der Geburt – allerdings häufig unerkannt.
Wann kann ein Babyblues auftreten?
Der Babyblues tritt meist in den ersten drei bis fünf Tagen nach der Entbindung auf und hält in der Regel nicht sehr lange an. Nach einigen Tagen sollten die Symptome wieder abklingen und sich das Stimmungstief lichten. Der Babyblues hält in der Regel nicht länger als zwei Wochen an. Setzt das Stimmungstief später ein oder zieht sich über mehrere Wochen, kann das ein Hinweis darauf sein, dass es sich nicht um einen Babyblues, sondern um eine Wochenbett Depression handelt. Wie man diese beiden depressiven Verstimmungen erkennen und unterscheiden kann, erklären wir im weiteren Verlauf.
Welche Symptome können auftreten?
Die Symptome des Babyblues können sich von Person zu Person unterscheiden. Sie können sich auch von Geburt zu Geburt unterscheiden. Ein Merkmal, das sehr häufig auftritt ist die scheinbar unerklärliche Traurigkeit der Betroffenen. Teilweise weinen sie auch viel und plötzlich. Auch Stimmungsschwankungen und Angstgefühle gehören zu den häufigsten Symptomen.
Woher kann ein Babyblues kommen?
Aktuell gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass der starke Abfall des Hormonspiegels von Östrogen und Progesteron nach der Geburt der Auslöser für das postpartale Stimmungstief sein kann. Da vor allem Östrogen eine stabilisierende Wirkung auf die Stimmung haben kann, könnte dies eine Ursache für den Babyblues und das Eintreten von Stimmungsschwankungen oder -einbrüchen sein.
Natürlich haben allerdings auch noch andere Faktoren einen Einfluss auf das Auftreten des Babyblues. So kann beispielsweise der Ablauf der Geburt eine entscheidende Rolle einnehmen. Besonders wenn die Geburt nicht wie geplant verlief, es zu Komplikationen oder einer sehr langen, kraftraubenden Geburt kam, kann dies die anschließende Entstehung von Traurigkeit nach der Geburt begünstigen. Auch die Unterstützung und Aufmerksamkeit gegenüber den frisch gewordenen Eltern durch das nähere Umfeld kann eine Rolle spielen. Körperliche Schmerzen und Verletzungen durch die Geburt oder mögliche Stillprobleme sind weitere Belastungsfaktoren, die nach der Geburt auf die Mutter wirken.
Was kann man bei einem Babyblues tun?
Die letzte Phase der Schwangerschaft kann anstrengend sein und auch die Geburt ist kräftezehrend. Frisch gewordene Mütter brauchen in der Phase nach der Geburt ohnehin bereits viel Ruhe und Zeit, um sich erholen zu können. Wichtiger noch werden Ruhe und Verständnis für Mütter, die Symptome des Babyblues aufweisen. Neben dem engsten Umfeld können hier zum Beispiel auch die betreuende Hebamme oder die Ärztin, bzw. der Arzt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung spielen. Sie können Sorgen lindern, mit Rat zur Seite stehen und hilfreiche Beratung bieten.
Der Austausch mit einer vertrauten Person kann ebenfalls sehr gut tun. Sich die eigenen Gedanken und Sorgen von der Seele zu reden, kann befreiend wirken und das entgegengebrachte Verständnis aufbauend sein. Zögere auch nicht um Hilfe zu bitten, wenn Du Dich in der ersten Zeit überfordert fühlst – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt, dass du sowohl den Bedürfnissen Deines Kindes als auch Deinen eigenen Bedürfnissen als Mama gerecht werden willst.
Wie können Angehörige unterstützen?
Sollte eine Person in Deinem engen Bekanntenkreis oder Familienumfeld Symptome des Babyblues aufweisen und Anzeichen von Traurigkeit nach der Geburt zeigen, ist vor allem eines wichtig: Verständnis! Versuche zu verstehen, woher diese Gefühle kommen können und biete Deine Unterstützung an.
Hier ein paar Tipps wie Du Mütter (und Väter) mit Babyblues unterstützen kannst:
- Höre zu
Frage zum Beispiel nicht zuerst nach dem Kind, sondern danach, wie es den frischen Eltern geht und nimm Dir die Zeit dafür, ihnen zuzuhören. Zeige Verständnis für die Gefühle, Sorgen und Gedanken Deines Gegenübers.
- Aktiv Zeit zu zweit planen
Plane Zeit zu zweit mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin ein, die ihr nur zu zweit verbringt – das kann für Entlastung und Verbundenheit sorgen und helfen, den neuen Alltag gemeinsam besser bewältigen zu können.
- Biete Deine Hilfe an
Handelt es sich um Familienangehörige oder enge Freunde kannst Du beispielsweise anbieten im Haushalt zu helfen oder ein gekochtes Essen vorbeibringen, um die Eltern zu unterstützen.
- Bestärke die betroffene Person
Mütter und Väter haben besonders in der ersten Zeit oft sehr hohe Anforderungen an sich selbst. Versuche diese zu entkräften und die Eltern darin zu bestärken, dass sie gute Eltern sind und sich toll um ihr Kind kümmern.
- Sorge für professionelle Hilfe
Sollten die Symptome nach über zwei Wochen nicht abklingen, solltest Du die betroffene Person dabei unterstützen, sich an einen Arzt oder eine Ärztin zu wenden. Bei einem länger anhaltenden oder intensiver werdenden Stimmungstief, kann es sich nämlich auch um eine Wochenbett Depression handeln.
Wie kann man einen Babyblues vorbeugen?
Über die Hälfte aller Mütter ist nach der Geburt von einem Babyblues betroffen – sollte es hier nicht einen Weg geben, der Traurigkeit nach der Geburt bereits im Vorfeld entgegenzuwirken? Leider nicht wirklich. Da der Abfall des Hormonspiegels als einer der Hauptauslöser vermutet wird und es nicht möglich ist, dem entgegenzusteuern, gibt es keine Lösung zum Vorbeugen des Babyblues. Allerdings kannst Du Dir natürlich bereits im Vorfeld Gedanken machen, wie Du in den ersten Tagen nach der Geburt Entlastung für Dich und Deinen Partner, bzw. Deine Partnerin schaffen kannst.
TIPP: Ihr könnt bereits im Vorfeld mit engen Verwandten besprechen, wie sie euch unterstützen könnten, falls ihr sie braucht. Außerdem solltet ihr euch gemeinsam Gedanken darübermachen, wie sich euer Leben nach der Geburt verändern wird und welche Ängste und Sorgen ihr damit verbindet. Offene und ehrliche Kommunikation ist der Grundstein für gegenseitige Unterstützung – sowohl vor als auch nach der Geburt.
Babyblues und Wochenbett Depression – wie erkenne ich den Unterschied?
Wir haben bereits an einigen Stellen darauf hingewiesen, dass es neben dem Babyblues auch noch eine andere Art des Stimmungstiefs nach der Geburt gibt: die Wochenbett Depression. Da es wichtig ist, diese beiden depressiven Verstimmungen, bzw. Krankheiten unterscheiden zu können, geben wir Dir hier eine kurze Übersicht dazu.
Was ist eine Wochenbett Depression?
Die Wochenbett Depression wird auch postpartale Depression genannt und tritt wie der Babyblues in der Zeit nach der Geburt auf. Bei dieser depressiven Erkrankung können beispielsweise Symptome wie Traurigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen oder auch Schuld- und Schamgefühle auftreten. Da die Symptome auf den ersten Blick sehr ähnlich zu den Symptomen des Babyblues sein können, ist es wichtig, sich intensiver damit zu beschäftigen, um die beiden voneinander unterscheiden zu können. Möchtest Du Dich zunächst genauer mit dem Thema Wochenbett Depression befassen, haben wir hier einen ausführlichen Beitrag für Dich.
Babyblues und Wochenbett Depressionen unterscheiden?
Ob es sich um einen Babyblues als depressives Stimmungstief oder um eine postpartale Depression als Krankheitsbild handelt, kannst Du zunächst sehr gut am Zeitpunkt des Auftretens erkennen. Während der Babyblues meist in den ersten drei bis fünf Tagen nach der Geburt einsetzt, beginnen die ersten Symptome der Wochenbett Depression meist in den ersten vier bis sechs Wochen nach der Entbindung.
Auch die Dauer unterscheidet sich. Der Babyblues sollte nach ca. 2 Wochen wieder abgeklungen sein. Bei der Wochenbett Depression gibt es starke Unterschiede, wie lange sie anhält. Unbehandelt können sich die Symptome von ca. vier bis sechs Monaten bis hin zu einem Jahr ziehen.
WICHTIG: Ein Babyblues kann sich zu einer Wochenbett Depression entwickeln. Deshalb ist es wichtig auf einen Arzt oder eine Ärztin zuzugehen, wenn die Symptome des Babyblues über zwei Wochen anhalten sollten.
Auch anhand der Symptome lassen sich Babyblues und Wochenbett Depression unterscheiden. Während einige Symptome der postpartalen Depression dem Babyblues gleichen, unterscheiden sie sich meist in der Intensität. Es kommen zusätzlich noch weitere Symptome hinzu, wie zum Beispiel starke Schuld- und Schamgefühle, Desinteresse dem Kind gegenüber oder auch ein innerliches Leeregefühl. Bei der Wochenbett Depression handelt es sich daher nicht um eine depressive Verstimmung, sondern um eine depressive Erkrankung, die behandelt werden muss.
Wann sollte man professionelle Hilfe aufsuchen?
Sobald die Symptome eines Babyblues über zwei Wochen anhalten, sich intensivieren oder auch erst einige Wochen nach der Geburt einsetzen, solltest Du Dir Hilfe suchen oder die betroffene Person dazu ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Das kann im ersten Schritt auch eine vertraute Person sein, mit der Du zunächst über Deine Gefühle sprichst. Bei einer Wochenbett Depression ist professionelle Hilfe allerdings entscheidend für die Heilung, weshalb immer das Gespräch mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer Hebamme gesucht werden sollte.
Neben dem Babyblues und der Wochenbett Depression gibt es außerdem noch eine weitere Form der depressiven Erkrankung nach der Geburt: die postpartale Psychose. Hierbei handelt es sich um eine schwerere psychische Erkrankung, bei der es auch zu Realitätsverlust oder Halluzinationen kommen kann. Auslöser kann hier beispielsweise eine traumatische Geburt sein. Auch hier ist eine ärztliche Behandlung zwingend notwendig, da nur so eine Diagnose mit entsprechender Hilfe und Behandlung gewährleistet werden kann – dies ist entscheidend für das Wohl von Mutter und Kind.
WICHTIG: Stelle keine Eigendiagnosen oder verliere Dich in Angst. Wenn Du Sorgen und Bedenken hast, sprich direkt mit Deiner Hebamme oder Deiner Ärztin, bzw. Deinem Arzt. Sie können Dir nicht nur weiterhelfen, sondern Dir auch Deine Ängste nehmen und Deine Zweifel lindern.
Wie Du siehst sind Momente der Traurigkeit in den ersten Tagen nach der Geburt völlig normal und betreffen die meisten der frisch gewordenen Mütter. Sprich über Deine Gefühle, gib Deinem Körper Zeit und sei geduldig mit Dir selbst. Geht es Dir nach zwei Wochen noch nicht besser, sprich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin – sie wissen, was es braucht, damit Du Dich bald wieder gut fühlst.
Am allerwichtigsten: achte auf Dich!
In dem folgenden Video von Hebamme Vivien erfährst du warum der Baby Blues ganz normal ist:
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