Neugeborenen-Akne: Wenn Pickel auf Babys Haut auftauchen
Dieser Beitrag wurde von Dr. Pleimes, Facharzt für Kinderheilkunde, Dermatologie und Allergologie, verfasst.
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Schon kurz nach Geburt kann es bei Neugeborenen zu unterschiedlichen, meist harmlosen, Hautveränderungen kommen. Hierzu gehört, dass nicht selten Pickel im Gesicht oder am Oberkörper entstehen. Meist wird dafür als Überbegriff von Neugeborenen-Akne gesprochen. Dabei handelt es sich bei vielen der Ausschläge gar nicht um eine richtige Akne, wie wir sie bei Jugendlichen kennen, sondern um unterschiedliche Reaktionen der Haut auf die neue Umgebung.
Drei Hautreaktionen, die hierbei oft zusammengefasst werden, sind:
- die echte Neugeborenen-Akne, welche vermutlich mehrheitlich aufgrund hormoneller Ursachen entsteht;
- die Pityrosporumfollikulitis, eine Haarbalg-Entzündung, welche durch eine Besiedlung mit Hefen entsteht;
- und die seborrhoische Dermatitis, eine Hautentzündung/Hautreaktion, die vermutlich unter anderem durch eine Besiedlung der Haut mit Keimen (auch hier vor allem Hefen) verursacht wird.
Oft bestehen auch Mischbilder aus den genannten Problemen.
Neugeborenen-Akne
Im letzten Drittel der Schwangerschaft wird die Käseschmiere produziert, wobei die Talgdrüsen eine vermehrte Aktivität zeigen. Diese vermehrte Aktivität kann auch nach der Geburt in den ersten Lebenswochen noch Ursache für eine vermehrte Akne Neigung sein. Die Talgdrüsen werden dabei teilweise durch kindliche, aber auch durch mütterliche Hormone, die während der Schwangerschaft auch das Kind erreichen, verstärkt angeregt. Vor allem an den Wangen, an der Stirn, am Kinn und Hals können dabei kleine rote Pickelchen (Papeln), teilweise auch gelblich gefüllte Pickel (Pusteln) sowie bei einem kleinen Teil der Patienten auch Mitesser (Komedonen) entstehen. Die Kinder sind hierbei typischerweise nicht stärker beeinträchtigt, auch wenn das klinische Bild für viele Eltern sehr bedrohlich wirken kann.
Pityrosporumfollikulitis
Im Mutterleib ist die Haut des Kindes noch steril. Nach der Geburt wird die Haut mit unterschiedlichen Keimen aus der neuen Umgebung des Neugeborenen besiedelt. Vor allem bestimmte Hefearten (Malassezia) können dabei (besonders auf den talgdrüsenreicheren Arealen) kleine Talgdrüsenöffnungen infizieren, und zu einer ansonsten harmlosen Pustelbildung führen. Auch diese Veränderung tritt meist 2-3 Wochen nach Geburt auf. Wir sprechen hier auch von der neonatalen (Neugeborenen) cephalen (den Kopf betreffend) Pustulose (Eiterpickelchen Bildung).
Seborrhoische Dermatitis / seborrhoisches Ekzeme
Die vermehrt Talgdrüsen-reichen Areale wie das Gesicht aber auch Halsbereich, Hautfalten, Achsel-und Windelbereich neigen in den ersten 2 Lebensmonaten zur Ausbildung von nicht juckenden Entzündungen. Auch hier wird eine Reaktion unserer Hautabwehr auf eine Besiedlung der Haut mit Keimen wie Hefen vermutet. Und auch diese Veränderung der Haut ist für die Kinder meist nicht störend und harmlos. Es kommt letztlich im Verlauf der ersten Monate von alleine zu einer Rückbildung dieser Reaktion.
Behandlung und Therapie der verschiedenen Hautreaktionen
Allen Veränderungen gemeinsam ist, dass die Kinder in aller Regel nicht beeinträchtigt sind, und schon nach meist wenigen Wochen die Hautbefunde auch ohne eine Therapie rückläufig sind. Für die allgemeine Pflege der Säuglingshaut sind in dieser Phase einige Informationen wichtig:
Fettcremes, Salben und Öle (also Präparate, die viel Fett enthalten) führen sehr oft zu einer Verschlechterung dieser frühen Veränderungen. So kann durch die gut gemeinte Anwendung einer Wind- und Wetterschutzcreme oder eines Öles die Rötung und Pickelbildung stark zunehmen.
Falls Produkte angewendet werden, sollte hier immer auf Lotionen mit geringem Fettgehalt zurückgegriffen werden. Dies gilt insbesondere auch im Sommer, falls doch einmal Sonnenschutzpräparate sehr frühzeitig eingesetzt werden müssen, wenn ein Meiden der Sonne nicht möglich ist.
Eine tägliche vorsichtige Reinigung mit lauwarmem Wasser, ggf. mit einer für empfindliche Haut geeigneten Säuglingswaschlotion, kann unterstützend erfolgen. Auf keinen Fall sollten Pickel ausgedrückt werden, da dies die Haut Deines Kindes schädigen kann.
Muttermilch hat bestimmte antibakterielle Wirkungen. Zur Therapieunterstützung der Neugeborenenakne fehlen uns aber Hinweise, dass hier ein hilfreicher Effekt zu erwarten ist. Dies liegt evtl. an den hormonellen Faktoren, die für die Neugeborenenakne eine Rolle spielen, oder auch an den ursächlichen Keimen, wie Malassezia, die selber in der Muttermilch gefunden werden können.
Nur in sehr ausgeprägten Fällen von Pustelbildung kann ggf. eine Therapie erfolgen, wozu meist zunächst gegen Hefen wirksame Präparate, Shampoos oder selten leicht dosierte Aknepräparate, bei echten Akneläsionen, eingesetzt werden. Diese Therapie sollte aber immer von einer Ärztin oder einem Arzt geplant und angesetzt werden.
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